„Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir

Brinkmann, Eric / „Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir / 2021 / ARTE / Zeitsprung Pictures / Zeichnung zum Film 45Min. 31Sek.

Ein Klassiker unter der Lupe

„Der Mensch ist des Menschen Vampir“

Aus dem Film „Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir; 16Min. 20 Sek.; Brinkmann, Eric; Zeitsprung Pictures; 2021

Die Dokumentation beleuchtet zum 100-jährigen Bestehen den Klassiker Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens. Aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen Historiker, Fans, Schriftsteller und Filmproduzenten zu Wort und ziehen Parallelen des Films zur heutigen Zeit. Durch die Dokumentation führt Nosferatu höchstpersönlich und reist zu bekannten Filmplätzen und historisch wichtiger Plätze.

Regie: Eric Brinkmann
Musik: Jens Quandt
Drehbuch: Eric Brinkmann, Michael Mueller
Darsteller: Rainer Kühn (Nosferatu)
Interviewpartner: Dr. Rolf Giesen, Friedemann Beyer, Dr. Stefan Strauss, Dr. Mark Bennecke, Peri Baumeister, Ovidie, Gerd J. Pohl, Nachtblut, Olaf Ihlefeldt, Blutengel, Dr. Kyllikki Zacharias, Prof. Dr. Jürgen Müller, Florence Tissot, Heidi Eisenhut, Dana Grigorcea, Olav Lervik, Armando Merino, Michael Königstein
Produktionsjahr: 2021
Produktionsfirma: Zeitsprung Pictures; ZDF
Produktionsland: Deutschland
Genre: Dokumentation
FSK: nicht geeignet für Kinder, Jugendliche oder empfindsame Zuschauer

Quelltexte / Nachweise:
09.03.2022 https://www.arte.tv/de/videos/101896-000-A/nosferatu-ein-film-wie-ein-vampir/
 
2022-03-11 44Min. 44Sek. -_Nosferatu_ - Ein Film wie ein Vampir - ARTE
Brinkmann, Eric / „Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir / 2021 / ARTE / Zeitsprung Pictures / Rainer Kühn als Nosferatu 44Min. 44Sek.

„Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir

Version zur Rezension (März 2022)

Medium: Streaming Dienst (ARTE)
Laufzeit: 76 Min.
Ton: Deutsch
Bild: Farbe
Bildformat: 16:9

Weitere Versionen:

Aktuell gibt es keine bekannten Medienträger als DVD oder Blu-Ray Format (Stand März 2022)

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Die Dokumentation beginnt in Wismar mit der Ankunft von Nosferatu. Der Meister der Nacht „Nosferatu“ führt höchstpersönlich durch die Dokumentation und die verschiedenen Handlungsorte des Originals. Die Dokumentation beginnt mit Parallelen zur heutigen Zeit und beleuchtet die folgenden 100 Jahre nach der Erstaufführung von Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens.

Der Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen erläutert was Nosferatu besonders gegenüber den anderen Filmmonstern macht.

Nosferatu ist nicht irgendein Monster, sondern ein Virus das alle Menschen vernichten kann.

Darauf folgt ein kurzer Abriss zur Handlung des Films mit einer anschließenden Darstellung des Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau. Dabei erzählt der Friedhofswärter vom grauenhaftem Raub des Schädels des Kultregisseurs.

Die Nachkriegszeit, in welcher der Film entstanden ist, zeigt sein Spiegelbild in der heutigen Zeit. Damals fegte die spanische Grippe über den Kontinent in der heutigen Zeit ist es die Corona Pandemie. Der Tod war allgegenwärtig und genau dieses Bild zeigt der Film dem Zuschauer. Im Gegensatz dazu steht die Liebe, welche den Vampir Erlösung bringen kann. Ein Ausdruck der Hoffnung in einer dunklen Zeit.

Ovidie eine Regisseurin und pro Sex Feministin kommt zu Wort und ihr Film Les Prédatrices, ein pornografisches und fantastisches Werk, wird kurz vorgestellt. Es folgt eine Überleitung der erotischen Vampirfigur zur Schauergestalt Nosferatu im Remake von Werner Herzog in Nosferatu – Phantom der Nacht. Dr. Rolf Giesen sieht die Abgrenzung der beiden Nosferatu Filme in der Atmosphäre. Durch die Farben und Aufnahmen entsteht ein neues Meisterwerk trotzdem bleibt es ein Remake.

Albin Grau der Produzent und Art Direktor wird durch den Filmhistoriker Friedemann Beyer, Heidi Eisenhut (Kantonsbibliothek), und Dr. Stefan Strauss, welcher das Lebenswerk von Albin Grau rettete und in eine Biografie fest hielt. Dabei wird immer wieder auf die okkultistische Ader von Albin Grau eingegangen.

Es folgt eine Erläuterung der schwierigen Lage der deutschen Filmindustrie nach dem ersten Weltkrieg. Ziel war es mit dem Film in Amerika Fuß zu fassen. Das Werbebudget war deshalb höher als das Filmbudget, was zur damaligen Zeit doch sehr ungewöhnlich war. Max Schreck verkörperte Nosferatu und er lebte für die Bühne bis zu seinem Tod.

Der Film hatte an sich keinen guten Start. Die Nachkommen von Bram Stoker haben das Studio verklagt und die Erstaufführungshäuser haben den Film aufgrund des schlechten Rufs des Studios verschmäht. In Windeseile verbreitete sich der Film durch Raubkopien über den ganzen Globus.

Ein kleiner Schwenk auf das Werk von Bram Stoker zeigt, wie häufig das Buch als Vorlage für Verfilmungen genutzt wurde. Leider meist eher von der blutigen, anstatt der ästhetischen Sorte.

Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe und Präsident der „Transylvanian Society of Dracula“, beleuchtet die Entstehung des Vampirismus und dessen Entwicklung. Auch den Einfluss der Gesellschaft und den daraus entstandenen Umgang mit dem Tod spielt eine große Rolle im Vampirismus.

Dana Grigorcea (Schriftstellerin) erläutert den Zusammenhang zwischen dem rumänischen Nationalhelden Vlad Tepes und Bram Stokers Dracula. Danach gibt Sie Beispiele wie der Film Nosferatu – Symphonie des Grauens auch Einfluss auf ihr Buch „Die nicht sterben“ genommen hat.

Danach ist es Zeit mehr über die Einflüsse des Films auf die Musikszene zu erfahren. Chris Pohl von der Band Blutengel und die Performance Künstlerin Viki Scarlet beginnen eine gute Überleitung zur okkultischen Gesellschaft, welcher Albin Grau angehörte. Stefan Strauss gibt genauere Einblicke in die Gemeinschaft, mit welcher er selbst Kontakt hatte.

Der Puppenspieler und Nosferatu Fan Gerd J. Paul erzählt von seiner Leidenschaft und wie er durch seine Puppen der Gestalt des Nosferatu neues Leben einhaucht.

2006 wurde der Film durch die Murnau Stiftung digital restauriert und er hat seinen alten Glanz zurückerhalten. In Paris liegt bis heute das Originale Drehbuch des Films, dass wie durch ein Wunder erhalten blieb. Die Kuratorin Florence Tissot berichtet, wie das Werk den Weg nach Paris gefunden hat.

Der antisemitische Aspekt wird beleuchtet und von einer Seite abgelehnt und von anderer Seite bestätigt. Wir werden es wohl nie genau wissen.

Die Kunsthistoriker Prof. Dr. Jürgen Müller und Dr. Kyllikki Zacharias beschreiben den Einfluss anderer Künstler auf das Werk von Friedrich Wilhelm Murnau und Albin Grau. Gefolgt von einem Einblick in die heutige Popkultur und die Verwandlung der Vampirfilme zu reinen Massenunterhaltungszweck als Musical oder romantischen Liebesfilm. Doch zeigt die Geschichte, dass es immer wieder positive Ausbrecher gibt, wie die Filme True Blood oder Blood Red Sky beweisen.

Die Kernbotschaft des Originals ist aber immer klar. Die Liebe ist stärker als der Tod!

In der heutigen Zeit muss man schon genauer hinsehen um den Vampir zu entdecken. Es ist der Mensch, welcher sich selbst oder andere Menschen aussaugt nach der Meinung von Michael Königstein einem deutschen Theaterregisseur. Michael Königstein hat das Thema aufgegriffen und ein Bühnenstück darüber inszeniert.

Der Vampir steht als eine Metapher für uns alle und dem Leben, welches wir führen.

Die Band Nachtblut lässt sich bis heute in ihren Texten von dem Film inspirieren und sieht Blut als Lebenselixier. Von der Vampirmusik zur damaligen Filmmusik beschreibt der Filmhistoriker Friedemann Beyer und muss berichten, dass die Originalnoten von Hans Erdmann komponiert wurden, leider während einer Entsorgungsaktion vernichtet wurden. Es folgt ein Einblick in das österreichische Ensemble der/gelbe/Klang, welche gerade dabei sind eine neue Filmmusik unter der Leitung von Komponist Olav Lervi einzuspielen.

Die Vielschichtigkeit des Vampirs wird zu guter Letzt noch einmal betont und die Unsterblichkeit des Films so wie seiner Schauspieler und Schöpfer. Dies zeigt, dass sogar ein 100-jähriger Film das Publikum weiter in seinen Bann heute wie damals zieht.

Die Interviews setzen immer wieder an unterschiedlichen Bereichen über Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens ein. Es wird zu Beginn von Albin Grau gesprochen, in der Mitte der Dokumentation wird wieder die Geschichte rund um Albin Grau aufgenommen und seine Zugehörigkeit zu einer okkulten Sekte beleuchtet, welche schon zu Beginn erwähnt wurde. Durch diese inhaltlichen Brüche während der Dokumentation, hat der Zuschauer ein unrundes Gefühl während der gesamten Dokumentation. Es wird versucht mit der Nosferatu Gestalt, verkörpert durch Rainer Kühn, eine Geschichte um den Untoten zu kreieren, welcher auf der Suche nach dem Nachlass seiner Schöpfer ist. Doch dies funktioniert nur in wenigen Szenen, da die Übergänge nicht immer zu den Interviews passen.

Dies liegt keineswegs am Schauspieler Rainer Kühn, welcher durchaus zu gefallen weiß. Doch die stark sichtbaren Plastikohren und Augenbrauen, hätten durch einen Maskenbildner, welcher sicherlich nicht das Budget sprengt, besser gelöst werden können. So kommt man um ein Schmunzeln beim Auftauchen der Nosferatu Gestalt einfach nicht drumherum. Auch sind die Kameraeinstellungen, in welchen Nosferatu auftaucht, nicht der Rede wert und schaffen es so gut wie nie eine düstere Stimmung zu erzeugen. Leider sind die Szenen zu schnell, verwackelt oder sehr stark zusammen geschnitten im Auge des Betrachters. Die Figur des Nosferatu wird dadurch ins Lächerliche gezogen. Eine gute Idee, schlecht umgesetzt.

Die Dokumentation wirkt etwas überladen, vor allem in Bezug auf die verschiedenen Interviews. Hier wäre weniger mit Sicherheit mehr gewesen. Die Bands kommen nur am Rande zu Wort und tragen nichts der Dokumentation über den Film bei. Dafür wünscht man sich mehr Zeit, für die Darstellung und Erläuterung zur damaligen Zeit und den Schauspielern des Films.

Max Schreck wird nur kurz beleuchtet und zu seiner großen Filmliebe Greta Schröder erfährt man so gut wie nichts. Der Fokus des Films liegt eher auf den bekannten Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau und Albin Grau. Vor allem Albin Grau hatte einen signifikanten Anteil am Erfolg des Film und jedem der hier mehr über ihn erfahren möchte lege ich die Dokumentation ans Herz.

Die Aktualität der Dokumentation lässt sich nicht verleugnen. In der aktuellen schwierigen Corona Situation Parallelen zur damaligen Zeit vor 100 Jahren zu finden ist eine sehr gute und auch gut umgesetzte Idee. In „Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir kann der Zuschauer die Verwandlung der Vampirgestalt über die Jahrzehnte in einer Kurzfassung miterleben.

Mit den beiden Bands Blutengel und Nachtblut, sowie dem Orchester der/gelbe/Klang bekommt der Zuschauer auch noch ordentlich etwas auf die Ohren.

Begeistern können wirklich die Entdeckungen von Dr. Stefan Strauss. Eine Originalkarte der Erstaufführung oder die ersten Zeichnungen und Skizzen zum Film in der Dokumentation zu sehen, lassen das Vampirfilmherz höherschlagen.

Die Dokumentation legt es nicht darauf an historisch alles korrekt zu machen und lässt den Zuschauer mit so manch unbeantworteter Frage zurück. Dies ist aber nicht schlecht, sondern regt eher dazu an sich mehr mit dem Film, der Zeit oder den beteiligten Personen auseinanderzusetzen.

Man muss anerkennen, dass hier ein Werk geschaffen wurde, von Fans für Fans und für die, die es noch werden wollen.

Es tut mir leid, aber bei aller Liebe, kann ich mich hier nicht durchringen Rainer Kühn als Nosferatu in die Vampirdarstellungsriege aufzunehmen.

Die angeklebten Silikonohren und die wahnwitzige Verfolgungsjagd mit Dr. Stefan Strauss im Schnee, da kann ich die Vampirdarstellung nicht ernst nehmen.

Zur Verteidigung ist zu sagen, dass die Dokumentation nicht den Versuch unternimmt, mit der Rolle eine ernsthafte Kopie von Nosferatu entstehen zu lassen.

Die Nosferatu Gestalt oder der Schatten von Nosferatu dient dazu die unterschiedlichen Inhalte und Interviews miteinander zu verknüpfen.

Die Idee ist gut, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.

Wer an die Dokumentation herangeht und die Qualität eines Films oder teuren Dokumentation aus den amerikanischen Schmieden erwartet wird enttäuscht.

Die Dokumentation möchte Brücken zwischen Historikern, Fans und skurrileren Gestalten schaffen. Was teilweise ganz gut funktioniert, doch die Vielzahl der Interviews und die Verknüpfung der Themen sind nicht immer schlüssig.

Durch die Betrachtung aus der Sicht von Nosferatu mit Verknüpfungen vor allem zur heutigen Zeit ist die Dokumentation für neue Fans von Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens sicherlich geeignet. Für Hardcore Fans und eingefleischte Vampirfilmfans gibt es nicht sehr viel Neues zu entdecken.

Der Versuch, Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens zum 100-jährigen Jubiläum Tribut zu zollen, ist geglückt.

Wer es nur auf eine historische Dokumentation zum Film abgesehen hat, der wird nicht glücklich werden mit dieser Dokumentation. Fans des Films könnten durchaus mit der Dokumentation Freude finden.

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„Aber ich muss Mal raus aus diesem Mythos“


Aus dem Film „Nosferatu“ – Ein Film wie ein Vampir; 2Min. 46 Sek.; Brinkmann, Eric; Zeitsprung Pictures; 2021

Film-Rating:

Sternebewertung: 1 Stern (schlechtestes Ergebnis) bis 10 Sterne (bestes Ergebnis)

Geschichte
2/10
Schauspiel
5/10
Idee/Kreativität
5/10
Technik/Hilfsmittel
2/10
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Gesamtbewertung:

1-2 (nicht Sehenswert), 2-4 (Genreliebhaber), 4-6 (Vampirfans), 6-8 (Sehenswert), 8-10 (Kult)

Nosferatu-Fanpage

3/10

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